Ein toller Artikel!
Ich habe ja das große Glück, eine junge Fachtierärztin für Heimtiere/Kleinsäuger, Mitglied der AG Kleinsäuger, in erreichbarer Nähe zu haben. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu anderen Tierärzten, auch zu solchen, die hier in der Umgebung (u.a. laut Notstationen) allgemein als "nagererfahren" gelten. Ich habe mich noch nie so gut betreut gefühlt bzw. meine Tiere in so guter tierärztlicher Betreuung empfunden.
Ich denke aber ein Hauptproblem an der Sache mit der mangelhaften tierärztlichen Kompetenz sind die genannten Tierhalter der zweiten Kategorie. Warum ist denn im Studium wenig bis gar nichts zu Kleinsäugern vorhanden, warum bilden sich so wenige Tierärzte in dem Bereich fort? Weil es ihnen nichts bringt, wenn die Patienten fehlen, die dieses Fachwissen dann auch richtig in Anspruch nehmen. Oder anders formuliert: Warum diese Fortbildungen machen, wenn es sich dann nicht (finanziell) lohnt? Ich denke, das kann man nicht zum Vorwurf machen.
Denn ich wage zu behaupten, dass es deutlich mehr Halter der zweiten Kategorie gibt. Wir hier im Forum, die sich täglich über ihre Lieblinge zu allem austauschen und richtig drum kümmern, sind meiner Meinung nach eine Minderheit der Halter von diesen kleinen Heimtieren. Meerschweinchen, Kaninchen, Hamster usw. werden doch von vielen als "minderwertig" angesehen. Es gibt sehr viele Menschen, die kein Verständnis dafür haben, warum man sich diese Tiere überhaupt hält und wenn man sie hat, wie man dafür dann Tierarztkosten ausgeben kann, wo man doch günstig und einfach wieder ein neues Tier bekommt. Vielleicht wäre da schon ein Ansatz, dass auch diese Kleintiere ihren Preis haben sollten, dann würde sich so manch einer wahrscheinlich mehr Gedanken machen. Tierschutz ausgenommen, aber wenn kommerziell Tiere verkauft werden.
Das Phänomen der zweiten Kategorie Tierhalter ist aber auch bei anderen Tierarten leider allgegenwärtig.
Tier ist krank? So lange es nicht ganz schlimm ist, spart sich so mancher auch gerne den Tierarztbesuch und wenn man einen wahrnimmt, dann möchte man bitte an Ort und Stelle die Lösung und geheilt die Tierarztpraxis verlassen, keine aufwändigen Therapien, die vielleicht Wochen oder Monate andauern und am besten noch für ganz wenig Geld. Das war schon vor der neuen GOT so und hat in nicht wenigen Fällen auch einfach mit "Lust" zutun, als mit den Finanzen. Es ist Aufwand ein Tier zu haben und es ist noch viel mehr Aufwand ein krankes Tier zu haben. Und je weniger ein krankes Tier den Alltag des Halters belastet, umso weniger "Lust" wird investiert. Sitzt ein Meerschweinchen nicht fressend in seinem Käfig, kann das besser ignoriert werden, wie der Hund, der die Bude vollkotzt.