Hallo Lupa,
selbstverständlich habe ich den Rummel um Knut mitbekommen und finde ihn ebenfalls nicht gut.
Allerdings sollte man daher nicht auf alle anderen Zoos schließen.
Der damalige Zoodirektor des Zoos und Tierparks Berlin, Herr Blaskiewitz, hat sich vieles geleistet, das einfach nicht gutzuheißen ist. Als Beispiel für andere Zoos sollte er keinesfalls dienen.
Zum Glück stehen Zoo und Tierpark Berlin seit diesem Jahr unter der neuen Führung von Herrn Knieriem (vorher Tierpark Hellabrunn in München), der schon in seiner kurzen Zeit deutliche Verbesserungen bewirkt und dessen gute Führung man in München bewundern kann.
Ich bin mir sicher, dass unter seiner Leitung soetwas wie bei Knut nicht vorkommt.
Selbstverständlich hat ein Tier in freier Wildbahn mehr Platz im Zoo, das ist klar.
Allerdings sind die meisten modernen Zooanlagen sowohl Platz-, als auch Einrichtungsmäßig nicht mehr mit den alten Anlagen zu vergleichen. Und was ein wichtiger Punkt ist: Die Einrichtung macht sehr viel aus. Ein kleineres, aber gut strukturiertes Gehege kann mehr Beschäftigung bieten, als eine größere strukturlose (oder schlecht strukturierte) Anlage.
Außerdem machen die Pfleger wirklich viel für die Beschäftigung. "Enrichment" ist ein Hauptpunkt bei der heutigen Zootierhaltung und die Pfleger geben sich richtig richtig viel Mühe, um ihren Pfleglingen über den ganzen Tag verteilt immer wieder Abwechslung und Beschäftigung zu bieten. Futter muss erarbeitet werden, es werden verschiedene Reize eingebracht (zum Beispiel mit Zebrakot gefüllte Beutel für die Raubtiere), "Eisbomben" im Sommer, etc.
Die Tiere liegen keineswegs den ganzen Tag in kleinen Gehegen und vegetieren vor sich hin, das ist einfach ein falsches Bild, das leider immer noch viele haben.
Ich möchte nicht sagen, dass es überall die bestmöglichste Haltung gibt, denn durch die vernachlässigte Förderung über Jahrzehnte gibt es einfach noch viele Baustellen in den deutschen Zoos (in anderen Ländern ist man da teilweise schon weiter), aber die Zoos versuchen das möglichst Beste für die Tiere daraus zu machen.
Und auch viele Dinge, die für die Besucher auf den ersten Blick nicht attraktiv erscheinen, sind für die Tiere selbst sogar positiv (zum Beispiel wirken stark vergitterte Gehege auf Besucher immer abschreckend, bieten aber vielen Tieren noch weitere Bewegungsfreiheiten durch Klettermöglichkeiten).
Und wie ich in meinem ersten Post hier bereits schrieb, engagieren sich fast alle Zoos sehr stark (!) an Auswilderungen und In-Situ-Projekten

Mir fällt spontan kein einziger Zoo ein, der nicht mehrere solche Projekte hat und da eine Menge Geld und Zeit reinsteckt (beispielsweise einfach mal die ZGF, es gibt aber auch noch unzählige mehr).
Die freilebenden Tiere zu schützen ist zweifelsfrei eine wunderbare Sache und immer erste Wahl.
Geht nur eben oft nicht in ausreichendem Maße, weil die Gegebenheiten in anderen Ländern es einfach sehr schwierig bis nahezu unmöglich machen.
Viele Tiere würde es ohne Zoos schon gar nicht mehr geben (beispielsweise die von mir schon genannten Bartgeier, die nur auf Grund der Erhaltungs- und Auswilderungsarbeiten der Zoos nun wieder in freier Wildbahn leben und sich langsam ihren Raum zurück erobern)
Außerdem habe ich es bereits schon mal angerissen: Die Sensibilisierung der Leute für den Naturschutz. Besonders wichtig ist es, Kindern die Natur und die Tiere näher zu bringen.
Und ganz ehrlich: ein Löwe oder Elefant direkt vor einem hinterlässt einen richtig tiefen Eindruck, den ein Buch oder Fernsehbild niemals in dem Maße ersetzen kann.
Und nur wer sich für die Tiere begeistert, der schützt sie auch.
Ich höre dann auch gerne das Argument: "Wer die Tiere sehen möchte, der soll halt hinfahren und sie in freier Wildbahn angucken"... Was das für die Umwelt und den Lebensraum der Tiere bedeuten würde, da darf sich jeder selbst Gedanken zu machen
Zoos klären auf, bringen die Tiere näher und sorgen damit auch für die nächste Generation Naturschützer.
So möchte zum Beispiel mein Cousin, bestes Teenie-Alter, kein neues Handy und behält lieber sein altes "unmodernes" Ding. Eher ungewöhnlich heutzutage für dieses Alter. Und warum? Weil er im Zoo vor der Handy-Sammelbox gestanden und erklärt bekommen hat, warum neue Handys beispielsweise die Orang-Utans stark bedrohen und was man dagegen tun kann, während er im Hintergrund dabei die Tiere sehen konnte und die Komplexität ihres Verhaltens und Denkens. Find ich super

Außerdem würde man sehr sehr Vieles über Tiere, das wir heute wissen, ohne Zoos gar nicht kennen..
Ich finde es sehr schade, dass oft das Bild der "Tiergefängnisse" in den Köpfen verankert wird. Besonders von übereifrigen "Tierschutz"-Vereinen, die sich mit der Thematik selbst nicht befasst haben und sich oft auf unhaltbaren Argumenten abstützt.
Ich bin selbst gegen Käfighaltungen, Tierleid und Co. Mache auch selbst viel für den Tierschutz. Aber selbiges rechne ich eben auch Zoos hoch an und sehe oft genug die Arbeit, die viele von ihnen leisten. Und dafür habe ich höchsten Respekt.
Leider sind es vereinzelte schwarze Schafe oder dumme Aktionen (oder noch Ecken in Zoos, die dringend Nachbesserung bedürfen, die sehe ich ebenfalls), die dann auf alle Zoos ein schlechtes Licht werfen und das finde ich einfach nicht fair.
Deshalb möchte ich einfach eine kleine Lanze für die Zoos brechen und dazu anregen, sich selbst -ganz unverfangen- ein Bild davon zu machen, was sie (nicht nur auf den paar Hektar des Zoosgeländes) leisten, was Zoos in den Köpfen der Menschen, in der Forschung und im Artenschutz vor Ort machen und welche Auswirkungen sie schon auf die Artenvielfalt haben

(Und sich mal ein Bild machen, wie stark sich die Zoos in den letzten Jahren verändert haben und wie toll sie sich zum Wohle der Tiere verändern, neu bauen und sich neue Sachen einfallen lassen)
Ich sehe da sicher -schon alleine, weil ich ständig beruflich und privat in Kontakt mit Zoos stehe und jede Woche in welchen unterwegs bin - mehr, da ich auch hinter den Kulissen viel mitbekomme und viele Vergleichsmöglichkeiten habe. Aber ich bin mir sicher, dass man auch als Besucher (oder Internetuser) ein gutes, unvoreingenommenes Bild machen kann und nicht nur die negativen, sondern auch die vielen positiven Seiten der Zoos schnell sieht
Liebe Grüße