
mrsgreeny
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Hallo liebe Foris!
Hier nur mal eine grobe Übersicht, wie und mit was man Kaninchen am besten und gesündesten ernähren kann. Das ist nämlich gar nicht immer so einfach, wie die Zoogeschäfte das vermitteln - mit einmal Packung auf und Kaninchen füttern ist es noch lange nicht getan.
Wie?
Erst mal eine ganz grundlegende Sache: Kaninchen haben im Gegensatz zum Menschen einen Stopfmagen. Ganz einfach erklärt heißt das: Es kommt nur was hinten raus, wenn vorne auch was reingeschoben wird. Wenn nichts nachkommt, dann bringt das den Verdauungstrakt des Kaninchens völlig durcheinander und es kann zu Verstopfungen und Aufgasungen kommen. Das heißt, dass Kaninchen 24 Stunden am Tag etwas zur Verfügung haben sollten - das kann in vielen kleinen Portionen zur Verfügung gestellt werden oder dauerhaft angeboten (man nennt das dann ad libitum-Ernährung).
Was?
Die natürlichste Ernährung der Mümmler besteht aus Wiese- ist ja logisch, so sieht man die Wilden ja auch immer. Aber: Wir reden hier nicht nur von dem Gras, das im typisch deutschen Vorgarten wächst, sondern diejenigen Gräser, Blumen und Pflanzen, die auf natürlichen, wilden Wiesen wachsen. Ein bisschen vorsichtig muss man hier mit Giftpfanzen sein, aber so wird der Wiesensammelausflug in die Natur doch auch spannend! Das macht die Außenhaltung ernährungstechnisch schon ein bisschen einfacher, denn nicht jeder hat die Möglichkeit, täglich kiloweise Wiese zu pflücken und zu verfüttern. Ersatzweise greift man also auf Heu zurück. Das ist ein wichtiger Bestandteil in der Kaninchenernährung, sollte aber keinesfalls den Hauptteil ausmachen. Es ist zwar wichtig für den Zahnabrieb, gehört aber zu den getrockneten Sachen, die ggf. nicht genug Feuchtigkeit enthalten und damit sehr kalziumhaltig sind. Bei ausschließlicher Fütterung mit solchen getrockneten Sachen (Kräuter gehören auch dazu) droht dann die Gefahr von Blasensteinen oder -grieß.
Gemüse ist das, was der Stadtmensch problemlos ins Gehege werfen kann - und auch tun sollte. Die Faustregel sind 100-200 g Frischfutter pro Kilo Kaninchen pro Tag, d.h. bei einem 2 Kilo Kaninchen zwischen 200 und 400 g. Aber: Nicht alles auf einmal, wie oben schon beschrieben.
Gut verträgliche Gemüsesorten sind: Blumenkohl*, Brokkoli*, Chinakohl*, Grünkohl*, Gurken, Kohlrabi* (+ Blätter*), Kürbis (nur essbare) Möhren, Paprika (ohne Strunk), Pastinaken, Petersolienwurzeln, Rosenkohl*, Salat, Sellerie (Knolle + Stange), Steckrübe, Tomaten (ohne Strunk), Zucchini (mögen die meisten überhaupt nicht)
Gemüsesorten, die ab und zu mal gegeben werden dürfen: Aubergine (nur sehr reif und wenig), Blattspinat (nur sehr wenig), Chicoree, Kartoffeln (nur gekocht + sehr wenig), Mangold (wenig), Radieschenblätter, Rote Bete, Rucola*, Schwarzwurzeln (geschält + wenig), Spargel
"Verbotene" Gemüsesorten: Avocado, Linsenfrüchte (Erbsen, Bohnen,...), Pilze, Radieschen, Rettich, Rhabarber, Zwiebeln und Zwiebelgewächse (Lauch, Schnittlauch,...), Zuckerrüben
Die Liste darf natürlich ergänzt werden.
*Kohlfütterung
Es hat sich lange das Gerücht gehalten, Kaninchen dürften keinen Kohl fressen. Das ist grundsätzlich Quatsch. Weil Kohl aber blähend ist und Kaninchen einen hochempfindlichen Verdauungstrakt haben, müssen Kohlsorten sehr, sehr langsam angewöhnt werden. Hierzu eignen sich sehr gut verträgliche Sorten wie Kohlrabi oder Chinakohl besonders gut. Diese werden in ganz winzigen Mengen immer wieder unter das restliche Frischfutter gegeben (z.B. zuerst ein drittel Blatt Chinakohl oder ein halber Finger Kohlrabi, also wirklich sehr wenig!). Das wird dann langsam gesteigert, bis klar ist, dass das Kaninchen keine Schwierigkeiten damit hat. In dieser Zeit den Kot sehr gut beobachten: kleiner schwarzer Kot ist immer schlecht, es sollten weiche runde Knödel sein. Die Verdauung eines Kaninchens dauert 3-5 Tage, also auch nicht zu schnell sein. Es empfiehlt sich, nach Angewöhnung täglich etwas Kohl zu geben - bei zu langen Pausen muss man sonst immer wieder langsam anfangen. Da machen es einem die Kaninchen aber auch leicht: Die meisten liiiieben Kohl.
Außerdem sollte hin und wieder etwas Obst auf dem Speiseplan stehen. Das sollte wegen des Fruchtzuckers nicht zu viel sein, ist aber dennoch wichtig. Hier sind Äpfel, Erdbeeren (mit Grün), Cranberries, Heidel- und Himbeeren und Brombeeren zu empfehlen. Ananas, Bananen, Birnen und Kiwis beeinflussen die Verdauung und sollten daher nicht so oft und nur in geringen Mengen gegegeben werden. Exotische Früchte sind aufgrund ihres Säuregehalts für Kaninchen eher nicht geeignet - nur Melonen gehen, sind aber sehr zuckerhaltig. Auch Weintrauben sind begehrt, aber ebenfalls sehr zuckerhaltig. Die Kerne dürfen nicht verfüttert werden.
Frische Kräuter sind ebenfalls ein ganz, ganz wichtiger Bestandteil in der Kaninchenernährung. Als Heilpflanzen haben sie oft eine Wirkung, die ich in Klammern dazuschreibe. Basilikum (gegen Magenbeschwerden), Bohnenkraut, Brennnesseln (langsam anfüttern/urintreibend), Dill (gut bei Magenproblemen), Kamille (ebenfalls bei Magenproblemen), Kresse (nur wenig), Löwenzahn (urinteibend, gut geputzt, da oft am Straßenrand stehend), Luzerne, Majoran, Oregano, Petersilie (nicht an trächtige Kaninchen!), Pfefferminze (durchblutungsfördernd), Rosmarin (selten!), Thymian (selten!) sind von der Wiese oder auch aus dem Supermarkt bekannt und werden meist sehr, sehr, sehr gerne verspeist. Kräuter können auch getrocknet angeboten werden, aus dem bereits genannten Kalziumgrund aber nur in kleinen Mengen.
Äste sind noch wichtiger für den Zahnabrieb als Heu. Meist knabbern die Tiere hier leidenschaftlich und stundenlang die Rinde ab. Gut verträglich sind die Sorten, an denen essbare Früchte wachsen.
Leckerlis und Trockenfutter sind eigentlich vollkommen unnötig in der Kaninchenernährung. Sie enthalten oft schädliches Getreide und haben ebenfalls das Kalziumproblem. Außerdem ist die Struktur der darin enthaltenen Bestandteile schon vollkommen kaputt - es ist also ein bisschen soi, als würden wir Pappe essen... Gekaufte Leckerlis enthalten auch oft Zucker oder Honig, was für Kaninchenzähne und den -magen ungeeignet ist. Stattdessen eignen sich Obst oder einfach ihr kleingeschnittenes Lieblingsgemüse.
Futter als Beschäftigung
Futtern macht einen Großteil der Kaninchenlebenszeit aus. Sie einfach nur an einer Stelle sitzen zu sehen, ist nicht gerade spannend. Warum nicht also das Futter auch als Beschäftigungstherapie nutzen? Zum einen lassen sich die kleinen Stücke gut im ganzen Gehege verteilen. Kaninchen sind klug und haben das schnell raus, die Verstecke dürfen also auch schwerer werden. Außerdem muss nichts besonders klein geschnitten werden - die Kaninchen haben viel mehr davon, größere Stücke zu zermampfen. Außerdem eignen sich (Eier-)Kartons gut, um etwas darin zu verstecken. Die Kaninchen schütteln sie, bis sie aufgehen oder zerbeißen sie (Achtung! Den Klebstoff des Etiketts gut entfernen!). Auch kann Frischfutter im ganzen Gehege aufgehangen werden, aber: Fäden besser nicht zu lang machen, sie haben sonst schnell raus, dass sie einfach einen Faden durchbeißen müssen
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Hier nur mal eine grobe Übersicht, wie und mit was man Kaninchen am besten und gesündesten ernähren kann. Das ist nämlich gar nicht immer so einfach, wie die Zoogeschäfte das vermitteln - mit einmal Packung auf und Kaninchen füttern ist es noch lange nicht getan.
Wie?
Erst mal eine ganz grundlegende Sache: Kaninchen haben im Gegensatz zum Menschen einen Stopfmagen. Ganz einfach erklärt heißt das: Es kommt nur was hinten raus, wenn vorne auch was reingeschoben wird. Wenn nichts nachkommt, dann bringt das den Verdauungstrakt des Kaninchens völlig durcheinander und es kann zu Verstopfungen und Aufgasungen kommen. Das heißt, dass Kaninchen 24 Stunden am Tag etwas zur Verfügung haben sollten - das kann in vielen kleinen Portionen zur Verfügung gestellt werden oder dauerhaft angeboten (man nennt das dann ad libitum-Ernährung).
Was?
Die natürlichste Ernährung der Mümmler besteht aus Wiese- ist ja logisch, so sieht man die Wilden ja auch immer. Aber: Wir reden hier nicht nur von dem Gras, das im typisch deutschen Vorgarten wächst, sondern diejenigen Gräser, Blumen und Pflanzen, die auf natürlichen, wilden Wiesen wachsen. Ein bisschen vorsichtig muss man hier mit Giftpfanzen sein, aber so wird der Wiesensammelausflug in die Natur doch auch spannend! Das macht die Außenhaltung ernährungstechnisch schon ein bisschen einfacher, denn nicht jeder hat die Möglichkeit, täglich kiloweise Wiese zu pflücken und zu verfüttern. Ersatzweise greift man also auf Heu zurück. Das ist ein wichtiger Bestandteil in der Kaninchenernährung, sollte aber keinesfalls den Hauptteil ausmachen. Es ist zwar wichtig für den Zahnabrieb, gehört aber zu den getrockneten Sachen, die ggf. nicht genug Feuchtigkeit enthalten und damit sehr kalziumhaltig sind. Bei ausschließlicher Fütterung mit solchen getrockneten Sachen (Kräuter gehören auch dazu) droht dann die Gefahr von Blasensteinen oder -grieß.
Gemüse ist das, was der Stadtmensch problemlos ins Gehege werfen kann - und auch tun sollte. Die Faustregel sind 100-200 g Frischfutter pro Kilo Kaninchen pro Tag, d.h. bei einem 2 Kilo Kaninchen zwischen 200 und 400 g. Aber: Nicht alles auf einmal, wie oben schon beschrieben.
Gut verträgliche Gemüsesorten sind: Blumenkohl*, Brokkoli*, Chinakohl*, Grünkohl*, Gurken, Kohlrabi* (+ Blätter*), Kürbis (nur essbare) Möhren, Paprika (ohne Strunk), Pastinaken, Petersolienwurzeln, Rosenkohl*, Salat, Sellerie (Knolle + Stange), Steckrübe, Tomaten (ohne Strunk), Zucchini (mögen die meisten überhaupt nicht)
Gemüsesorten, die ab und zu mal gegeben werden dürfen: Aubergine (nur sehr reif und wenig), Blattspinat (nur sehr wenig), Chicoree, Kartoffeln (nur gekocht + sehr wenig), Mangold (wenig), Radieschenblätter, Rote Bete, Rucola*, Schwarzwurzeln (geschält + wenig), Spargel
"Verbotene" Gemüsesorten: Avocado, Linsenfrüchte (Erbsen, Bohnen,...), Pilze, Radieschen, Rettich, Rhabarber, Zwiebeln und Zwiebelgewächse (Lauch, Schnittlauch,...), Zuckerrüben
Die Liste darf natürlich ergänzt werden.
*Kohlfütterung
Es hat sich lange das Gerücht gehalten, Kaninchen dürften keinen Kohl fressen. Das ist grundsätzlich Quatsch. Weil Kohl aber blähend ist und Kaninchen einen hochempfindlichen Verdauungstrakt haben, müssen Kohlsorten sehr, sehr langsam angewöhnt werden. Hierzu eignen sich sehr gut verträgliche Sorten wie Kohlrabi oder Chinakohl besonders gut. Diese werden in ganz winzigen Mengen immer wieder unter das restliche Frischfutter gegeben (z.B. zuerst ein drittel Blatt Chinakohl oder ein halber Finger Kohlrabi, also wirklich sehr wenig!). Das wird dann langsam gesteigert, bis klar ist, dass das Kaninchen keine Schwierigkeiten damit hat. In dieser Zeit den Kot sehr gut beobachten: kleiner schwarzer Kot ist immer schlecht, es sollten weiche runde Knödel sein. Die Verdauung eines Kaninchens dauert 3-5 Tage, also auch nicht zu schnell sein. Es empfiehlt sich, nach Angewöhnung täglich etwas Kohl zu geben - bei zu langen Pausen muss man sonst immer wieder langsam anfangen. Da machen es einem die Kaninchen aber auch leicht: Die meisten liiiieben Kohl.
Außerdem sollte hin und wieder etwas Obst auf dem Speiseplan stehen. Das sollte wegen des Fruchtzuckers nicht zu viel sein, ist aber dennoch wichtig. Hier sind Äpfel, Erdbeeren (mit Grün), Cranberries, Heidel- und Himbeeren und Brombeeren zu empfehlen. Ananas, Bananen, Birnen und Kiwis beeinflussen die Verdauung und sollten daher nicht so oft und nur in geringen Mengen gegegeben werden. Exotische Früchte sind aufgrund ihres Säuregehalts für Kaninchen eher nicht geeignet - nur Melonen gehen, sind aber sehr zuckerhaltig. Auch Weintrauben sind begehrt, aber ebenfalls sehr zuckerhaltig. Die Kerne dürfen nicht verfüttert werden.
Frische Kräuter sind ebenfalls ein ganz, ganz wichtiger Bestandteil in der Kaninchenernährung. Als Heilpflanzen haben sie oft eine Wirkung, die ich in Klammern dazuschreibe. Basilikum (gegen Magenbeschwerden), Bohnenkraut, Brennnesseln (langsam anfüttern/urintreibend), Dill (gut bei Magenproblemen), Kamille (ebenfalls bei Magenproblemen), Kresse (nur wenig), Löwenzahn (urinteibend, gut geputzt, da oft am Straßenrand stehend), Luzerne, Majoran, Oregano, Petersilie (nicht an trächtige Kaninchen!), Pfefferminze (durchblutungsfördernd), Rosmarin (selten!), Thymian (selten!) sind von der Wiese oder auch aus dem Supermarkt bekannt und werden meist sehr, sehr, sehr gerne verspeist. Kräuter können auch getrocknet angeboten werden, aus dem bereits genannten Kalziumgrund aber nur in kleinen Mengen.
Äste sind noch wichtiger für den Zahnabrieb als Heu. Meist knabbern die Tiere hier leidenschaftlich und stundenlang die Rinde ab. Gut verträglich sind die Sorten, an denen essbare Früchte wachsen.
Leckerlis und Trockenfutter sind eigentlich vollkommen unnötig in der Kaninchenernährung. Sie enthalten oft schädliches Getreide und haben ebenfalls das Kalziumproblem. Außerdem ist die Struktur der darin enthaltenen Bestandteile schon vollkommen kaputt - es ist also ein bisschen soi, als würden wir Pappe essen... Gekaufte Leckerlis enthalten auch oft Zucker oder Honig, was für Kaninchenzähne und den -magen ungeeignet ist. Stattdessen eignen sich Obst oder einfach ihr kleingeschnittenes Lieblingsgemüse.
Futter als Beschäftigung
Futtern macht einen Großteil der Kaninchenlebenszeit aus. Sie einfach nur an einer Stelle sitzen zu sehen, ist nicht gerade spannend. Warum nicht also das Futter auch als Beschäftigungstherapie nutzen? Zum einen lassen sich die kleinen Stücke gut im ganzen Gehege verteilen. Kaninchen sind klug und haben das schnell raus, die Verstecke dürfen also auch schwerer werden. Außerdem muss nichts besonders klein geschnitten werden - die Kaninchen haben viel mehr davon, größere Stücke zu zermampfen. Außerdem eignen sich (Eier-)Kartons gut, um etwas darin zu verstecken. Die Kaninchen schütteln sie, bis sie aufgehen oder zerbeißen sie (Achtung! Den Klebstoff des Etiketts gut entfernen!). Auch kann Frischfutter im ganzen Gehege aufgehangen werden, aber: Fäden besser nicht zu lang machen, sie haben sonst schnell raus, dass sie einfach einen Faden durchbeißen müssen
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