Die jüngsten Forschungsergebnisse schwedischer Evolutionsgenetiker kenne ich und diese werden von vielen Veganern leider gänzlich falsch interpretiert. Dass deutlich mehr Kopien für das Protein Amylase (dient der Aufspaltung von Stärke) in den Genomen der Hunde gefunden wurde, als dies bei Wölfen der Fall ist, bedeutet noch lange nicht, dass der Hund ohne weiteres fleischfrei leben kann oder sollte. Leider nehmen viele Veganer dies zum Anlass um den Hund zum geborenen Vegetarier zu degradieren.
Ich habe mich sehr lange und ausführlich mit der Thematik auseinandergesetzt (gut zehn Jahre) und stehe heute auf dem Standpunkt, dass mir ein "überlebt damit irgendwie" einfach nicht ausreicht. Auch fehlen wissenschaftliche Längsschnittstudien, die aufzeigen, ob die langfristige Nährstoffversorgung bei rein pflanzlich ernährten Hunden gesichert ist.
Ich weiß, dass es nicht wenige Hunde gibt, die rein vegan ernährt werden. Leider gibt es auch Hunde mit massiven Mangelerscheinungen darunter. Wer das durchziehen will, der sollte zwingend auf veganes Fertigfutter und/oder eine Nährstoffversorgung wie Vegedog zurückgreifen, die u.a. Carinitin und Taurin enthält, und sich darüber hinaus intensiv einlesen, was z.B. den prozentualen Anteil einzelner pflanzlicher Komponenten in der Zusammensetzung betrifft (diesbezüglich gibt es ein Buch von James A. Peden, u.a. mit Rezepten für geeignete Zusammenstellungen der Futterrationen). Alles andere ist grob fahrlässig, einen Hund einfach mal drauf los vegan zu ernähren geht nicht. Die gegenwärtige Simplifizierung der veganen Hundeernährung in Veganerkreisen ist mir zutiefst zuwider, denn es gibt durchaus Hunde, die weder mit Getreide noch mit Gemüse gut zurecht kommen und daher mit einem recht hohen Fleischanteil im Futter ernährt werden müssen.
Nur von Gemüse kann kein Hund leben. Woher soll er seine Energie beziehen? Was ist mit Proteinen? Fett? Dem richtigen Verhältnis von Calcium und Phosphor? Eine massive Mangelernährung ist bei einer solch einseitigen Ernährung vorprogrammiert.
Das ist richtig. Und eine Rohfütterung, die nur aus Billigfleisch aus der Supermarktkühltheke bzw. Abfällen aus der Massentierhaltung besteht, halte ich auch nicht für besser oder gar gesünder als irgendein herkömmliches Fertigfutter, auch wenn die Barfer da jetzt mit den Ohren schlackern. Bei der bestehenden einseitigen Ernährung von Tieren in der Mast frage ich mich wie man davon überzeugt sein kann mit diesem Fleisch seinen Hunden etwas besonders gutes zu tun. Darum achte ich persönlich sehr darauf, entweder Fleisch vom Wild oder aber aus artgerechter Tierhaltung zu beziehen. Ich fahre auch selber Höfe an und mache mir vor Ort ein Bild. Hier in der Nähe gibt es z.B. eine Gallowayzucht, die unter Bioland Richtlinien u.a. auch Frischfleisch für die Rohfütterung von Hunden und Katzen verkauft. Die Rinder leben das ganze Jahr über im Freien auf weitläufigen Wiesen. Alles andere käme für mich auch nicht in Frage.
Natürlich wäre es mir lieber es "ginge" auch ohne Fleisch, ganz klar. Und vermutlich ginge das auch irgendwie, sofern man auf entsprechende Fertignahrung zurückgreift oder sehr ausgeklügelt selbst zusammenstellt. Aber meine Hündin hat mir in der Vergangenheit sehr genau gezeigt, was sie von veganem Futter hält und im Gegensatz dazu von einem Stück Muskelfleisch. Und selbst wenn es anders wäre, als Wissenschaftler wäre mir das Risiko ohne entsprechende Studien und Forschungsbemühungen viel zu groß.