Ihr glaubt gar nicht, was vor nicht allzu langer Zeit alles für Meerschweinchen empfohlen wurde!
Ich habe mein erstes Meerschweinchen 1982 bekommen - damals war ich 9, und Meerschweinchen war DAS Tier, das für dieses Alter empfohlen wurde, und da meine Eltern alles richtig machen wollten, bekam das Meerschweinchen einen 60x30 Plastikkäfig - auch das damals allerneuste Empfehlung.
Natürlich wurde auch damals für Meerschweinchen Einzelhaltung empfohlen, mehrere Meerschweinchen zusammen würden nämlich nicht zahm.
Aber irgendwann fanden wir dann doch, dass unser kleiner Meeri ein bisschen einsam aussah.
Übrigens wurde damals empfohlen, zu dem einen (inzwischen erwachsenen!) Bock einen zweiten Bock anzuschaffen - nicht etwa, weil es dann keinen Nachwuchs gäbe, sondern weil zwei Böckchen besonders "lebhaft" miteinander umgehen.
Naja, dem "lebhaften Umgang" der beiden sind wir dann dadurch entgangen, dass sich das zweite "Böckchen" als Weibchen herausstellte, was wir natürlich erst merkten, als aus den zwei Meeris fünf geworden waren ...
Aber an Nachwuchsvermeidung dachte man damals auch gar nicht, im Gegenteil, es wurde empfohlen, dass jedes Weibchen mindestens einmal Junge kriegen sollte, andernfalls bestünde eine erhöhte Gefahr für Unterleibskrebs ... Ach ja, das wurde ausdrücklich auch für schon längst erwachsene Meeridamen empfohlen. Sinngemäß: Wenn Ihre Meeridame mit drei Jahren noch keine Junge bekommen hat, dann sollten Sie spätestens jetzt dran denken ...
Und Kastration? Davon haben die Tierärzte abgeraten, zu gefährlich. Angeblich würden die meisten Böckchen das nicht überleben, einige Tierärzte weigerten sich schlicht, so eine "unsinnige+gefährliche Operation" durchzuführen.
An den nächsten Tipp haben wir uns dann (leider) wieder gehalten, und zu den Meeris ein Zwergkaninchen gesetzt. Später haben wir sie allerdings wieder getrennt, weil der arme notgeile Karnickelmann ziemlich bald sämtliche Meeris vergewaltigt hat, und wir konnten uns nicht vorstellen, dass das Sinn der Sache war.
In einem Punkt hat das Kaninchen sich aber als Glücksgriff erwiesen, nämlich wenn es kranke Meeribabys gab oder Meerimütter nach der Geburt gestorben sind. Dem Kaninchen habe ich es vielfach zu verdanken, dass Meeribabys überlebt haben, es hat sich immer rührend drum gekümmert, ich weiß auch nicht, weshalb, zumal es ja ein Männchen war. Aber es hat sie geleckt und gekuschelt und gewärmt, nur um die Flaschenfütterung musste ich mich kümmern. Naja, das war das einzig gute, und das stand natürlich nicht in den damaligen Meeribüchern.
Aber wie gesagt: Ansonsten war das der Stand Anfang der 80er, sowohl in Büchern, als auch von Tierärzten empfohlen ...