Elektrozaun
Hallo,
sorry für die späte Antwort, war länger nicht eingeloggt.
Also es gibt da ja unterschiedliche Ansichten und Empfehlungen und einige hatten auch mit dieser oder jener Lösung einfach Glück.
Wenn Du aber ein wenig Erfahrungen mit verschiedenen "Ziegentypen" hattest und das Ganze systematisch richtig machen möchtest, dann gibt es nicht sehr viele Lösungen und vor allem keine, die Kompromisse zulassen!
Ziegen sind da erbarmungslos erfinderische Ausbruchskünstler - um einen alten Song von Petula Clark zu zitieren: "The other mens' gras is always greener"...
Eine Ziege, die noch wirklich eine echte Ziege sein darf, wird früher oder später den Zaun testen - immer!
Die sicherste Lösung, was sowohl Ausbruch als auch Unfälle im Zaun angeht ist der Wildgatterzaun, 1.50m hoch bei Deinen Zwergen, unten eng, oben etwas weiter, Pfähle im Abstand von nicht mehr als 3m und von innen davor noch 2 Elektrolitzen in Höhen von 25cm und etwa 60cm, sonst
werden die Ziegen nach spätestens einer Woche im Zaun herumsteigen, durch den Zaun hindurch fressen und Dir sowohl diesen kaputt machen als auch selbst lebensgefährlich darin hängenbleiben. Das Gehörn wird hier zum Widerhaken, das den
Weg zurück aus einer Masche verhindert.
Dieser Zaun ist teuer und nicht mobil, aber die Lösung, die Dich in der Folgezeit die vergleichsweise wenigste Arbeit und Sorge kostet.
Musst Du auf mobile Lösungen zurückgreifen, so gibt es die Möglichkeit "Netz" oder "Litze".
Bei Netzen brauchst Du zwingend das höchste, also bitte min. 1,20m nehmen und dann bitte ein richtig richtig teures Weidezaungerät daran packen, damit die Schlagstärke die Ziegen vom Zaun fern hält - Verheddern und Ersticken im Zaun sind
sonst so sicher vorprogrammiert wie das "Amen" in der Kirche.
Und hier musst Du bedenken, dass Du quasi die mindestens neunfache Litzenlänge im Bezug auf die Zaunlänge zu versorgen hast (weil die Netze eben auf jeder horizontalen Draht eingearbeitet haben), die Hälfte davon steht im Bewuchs, was
die Schlagkraft am Zaun deutlich reduziert.
--> Ordentlich Wumms auf einen Netzzaun zu kriegen ist teuer und schwierig! Zu den benötigten Geräten und den
Angaben der Hersteller komme ich später.
Möchtest Du auf die vermeintlich einfachere Lösung einer Art Pferdezaun zurückgreifen, dann lass Dir gesagt sein: es wird doppelt so kompliziert und genau so teuer *g*!
Ziegen sind in der Lage, Deinen Zaun zu testen und die Entladungen des Gerätes auszuzählen. Wenn Du also z.B. diese weißen Kunststoffweidezaunpfähle kaufst für 7 oder 9 Litzen, dann wirst Du bei Ziegen, die den Zaun schon länger kennen und
gerne mal draussen was probieren würden feststellen, wie sie hochkonzentriert vor dem Zaun stehen, kurz warten, dann Anlauf nehmen und durch die Litzen hindurchlaufen.
Ein Schlag wird dabei durchaus einkalkuliert, meistens klappt es aber ohne.
Einzige Lösung dafür: Du stellst 2 Litzenzäune hintereinander auf im Abstand von ca. 50cm. Den ersten bespannst Du in Höhen von 25cm, 75cm, 1,25m, 150m und den zweiten dahinter in Höhen von 50cm, 1m und ebenfalls 1,25m und 1,50m. Mit dieser
Konstruktion bekommen die Tiere schnell mit, dass sie zwar schaffen können durch die innere Reihe Litzen hindurch zu laufen, aber dann zwangsläufig in die dahinter stehende Reihe mit den Zwischenhöhen reinlaufen. Hier müsstest Du kaufen:
Zaunlänge mal 8 an Litze und Zaunlänge durch 3 mal 2 an Zaunpfählen, dazu ein Gerät mit mindestens 5J Schlagstärke und eine Batterie mit mindestens 80Ah.
Als Litze reicht eine Monolitze oder so ein gedrehter Draht, das ist relativ günstig und hält im Gegensatz zu breiten Bändern wie beim Pferdezaun die Folgekosten für Isolatoren im Griff. Du benötigst nur einfache Ringisolatoren, das sind die Günstigsten.
Außerdem MUSS der Zaun regelmässig freigemäht werden, am besten, leisesten, umweltschonensten geht das mit einer guten alten Sense mit Holzbaum und mittelstarken Blatt, auch für Brennnesseln und Disteln...aber bitte nicht im Baumarkt kaufen, die sind sooooo stumpf und nutzlos wie es nur irgendwie geht. Tipps zum Sensenkauf und zum passenden Einstellen auf Deine Körpergröße (das A unf O bei der Sensenmaht wenn es funktionieren soll) sowie dem Schärfen und Dengeln kannst Du bei mir bekommen oder bei
Sensenwerkstatt - Dengeln und Mähen mit der Sense
Kommen wir nun zu Weidezaungeräten und Kosten.
Da kann man schon ein wenig sparen, aber nicht unbegrenzt.
Was auf den Geräten nicht zwangsläufig stehen muss ist die Marke "Gallagher" oder "Horizont" oder "Patura".
Was sie aber mindestens leisten müssen für Ziegen (alles andere wird Dich nicht glücklich machen und Du wirst Dir schon nach der ersten Saison ein neues Gerät kaufen) ist eine Schlagstärke von MINDESTENS 3 bis 5 Joule AUSGANGSENERGIE (nicht
(!!) Ladeenergie, die ist eigentlich uninteressant für Dich)
Lass Dich nicht in die Irre führen von so tollen Angaben wie "Hütesicherheit 150km" oder "bewuchsvernichtend" (Brennnesseln etc. am Zaun vermindern die Schlagstärke um einen großen Teil und sind deshalb nicht erwünscht und müssen regelmäßig mit der Sense weggemäht werden). Das sind lediglich Laborwerte für einen einzelnen Grashalm unter staubtrockenen Bedingungen (ja, dieser EINE Grashalm würde möglicherweise braun werden am Zaun) und einer einzigen Litze ohne Rost, ohne Isolatoren, ohne Feuchtigkeit, ohne Holz.
Was Du brauchst ist ein schlagstarkes Gerät unter harten Bedingungen, deshalb guckst Du nach AUSGANGSenergie und Ausgangsspannung, sonst nix! MINDESTENS 3 Joule, 8.000Volt.
Das hier wäre die absolute Mindestanforderung und ist zugleich gut bezahlbar:
WEIDEZAUN-GERÄT,12 VOLT, 4.0 JOULE, CORRAL A350 ,NEU bei eBay.de: Stall- Weidebedarf (endet 10.08.10 12:49:57 MESZ)
Ich bin mir relativ sicher, dass da Patura-Technologie drinsteckt, also ein Markenhersteller.
Dies hier wäre besser und günstig für das, was es leistet:
12 V Weidezaungerät Extrem Stark Weidezaun AB 450 NEU ! bei eBay.de: Hof- Viehtechnik (endet 28.07.10 20:34:20 MESZ)
Dritte Möglichkeit wäre ein Gesuch-Inserat in der Zeitung, vielleicht meldet sich ein Rinderhalter, der aufgegeben hat - die meisten davon hatten Gallagher am Zaun und geben es Dir gebraucht bestimmt recht günstig ab.
Kommen wir jetzt zur Batterie, denn die wenigstens Leute haben das Glück, eine tolle Ziegenweide direkt am Haus zu haben (dann könntest Du ein Netzgerät für die Steckdose kaufen und wärst fein raus, weil die generell günstiger und leistungsfähiger sind als Batteriegeräte).
Das tollste Weidezaungerät ist nutzlos, wenn die Autobatterie dahinter zu klein ist - dort zählt für Dich die Angabe "Amperestunden Ah". Unter 65-72 Amperestunden geht gar nichts, was die Batterie leider relativ teuer macht. Kaufst Du jedoch eine billige und zwangsläufig kleinere Autobatterie mit vielleicht 35 oder 40 Amperestunden, so halbiert das die Leistung Deines Weidezaungerätes und Dein Zaun ist damit nicht mehr sicher.
Meine Erfahrungen: es gibt Batterien, die halten relativ lang, sind günstiger als Bleiakkus, können aber nicht wiederverwendet werden weil man sie nicht aufladen kann. Eine einfachere und bezahlbare Alternative: Autobatterien, die in die Jahre
gekommen sind und nicht mehr genug Strom liefern, um im Winter das Auto zu starten, leisten immer noch 1-2 Jahre gute Arbeit am Weidezaun. Frage vielleicht mal beim Autoteilehändler nach, ob er eine zurückgegebene Gebrauchte für Dich zum
Ausprobieren hat.
Als Ladegerät habe ich so eines (ja, ein größeres wäre sicher schöner, aber dies hier tut's auch und ist sehr günstig)
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Aufladen musst Du ca. alle 3 Wochen.
Was Du dann noch brauchst sind Torgriffe und Federn, die Anzahl hängt davon ab, wie Dein Zaun aussehen soll. Isolatoren, Litze, Litzenverbinder (denn wenn DU die einfach nur verdrillst und verknotest, dann verlierst Du unglaublich viel Geräteleistung an der Litze).
Eine Blitzschutzdrossel ist ratsam, 2 Erdpfähle a 1m ein absolutes Muss, ein Zauntester muss nicht sein, da tut's auch ein feuchter Grashalm (halte den feuchten Schneidegrashalm an Deinen Zaun und beginne im Abstand von ca. 20cm mit den Fingern daran empor zu fahren, immer näher an Deine Litze heran. Abhängig von der Stärke Deines Weidezaungerätes wirst Du in etwa 12 cm Abstand von der Litze im Grashalm langsam das Pochen Deines Weidezaungerätes verspüren ohne Dir dabei wehzutun. Fährst Du den Grashalm dann weiter entlang immer näher an die Litze heran, dann tut es immer mehr weh, ab ca. 5cm Nähe echt richtig doll - so sollte es sein.
Musst Du bis auf 1cm entlang Deines Grashalmes an die Litze heran, um überhaupt nur ein kleines bisschen zu spüren, dann ist definitiv zu wenig Spannung am Zaun und Du kannst schon mal einen "Ausgebrochene-Ziegen-Suchtrupp" zusammenstellen *g*. Dann ist das Gerät zu schwach, der zu versorgende Zaun zu lang oder fehlerhaft.
Weiteres dazu schreibe ich erst, wenn Du Fragen hast, sonst wird das hier zu lang.
LG, Silke