Der pH-Wert in Euren Teichen ist immer das Ergebnis des Verhältnisses von "kH" und CO2-Gehalt. Die "kH" ist die alkalische Komponente. Erhöhung der "kH" bedeutet immer eine Erhöhung des pH. Eine Absenkung der "kH" verursacht umgekehrt eine Absenkung des pH. Dabei bringt eine Verdopplung den pH immer um 0,3 Einheiten nach oben, eine Halbierung der "kH" bringt eine Absenkung des pH um 0,3 Einheiten.
Das CO2 im Wasser spielt über Kohlensäure die saure Komponente. Erhöhung des CO2-Gehaltes -> Absenkung des pH. Absenkung des CO2-Gehaltes -> Erhöhung des pH. Hier ist es dann entsprechend umgekehrt. Eine Verdopplung des gegebenen CO2-Gehaltes bedeutet immer eine Absenkung des pH um 0,3 Einheiten. Halbierung des vorhanden CO2-Gehaltes -> pH um 0,3 Einheiten rauf.
Der CO2-Gehalt im Teich ist das Resultat unterschiedlicher Prozesse. Bei CO2-Gehalten oberhalb von etwa 0,5 mg/l gibt das Wasser CO2 an die Atmosphäre ab. Oberflächenbewegung, Belüftung, Wasserfall & Co. machen diese Abgabe effektiver. Pflanzen/Algen verbrauchen unter Lichteinfall CO2 für die Photosynthese. In der Summe sind das die Faktoren, die den CO2-Gehalt senken und so ein Ansteigen des pH-Wertes im Teich verursachen.
Alle Atmungsvorgänge im Teich, bei denen O2 verbraucht wird, sind die Lieferanten von CO2. Alles, was an CO2 über diese genannten ca. 0,5 mg/l hinaus geht, stammt ausschließlich aus Atmungsprozessen im Wasser. Die Produzenten von CO2 wirken entsprechend pH-senkend.
Völlig unabhängig von der "kH", aber abhängig von Besatzdichte, Fütterungsintensität, Belüftung & Co., Algenpopulation, Lichteinfall usw. wird sich in jedem Teich ein eigenes CO2-Level einstellen.
Entsprechend diesem CO2-Level und der vorhandenen "kH" habt Ihr dann in jedem Teich auch ein spezielles pH-Regieme.
Nu kommt die Nummer mit "Hilfe, mein pH ist viel zu hoch ...". Ursache des hohen pH-Wertes sind, wie oben beschrieben, ein CO2-Mangel und/oder eine hohe "kH". Die "kH" sollte im Teich nicht unter 3 liegen. Der CO2-Gehalt im Teich sollte sich im Interesse der Fische im Bereich von 5-10 mg/l bewegen.
Nun kommt die Nummer mit der Säure. Gibt man Säuren in den Teich, reagieren die
immer (!) mit der "kH". Die einzige Säure, die die "kH" in Ruhe läßt, ist die Kohlensäure (CO2). Jede andere Säure wirkt auf den pH-Wert senkend, weil sie einen Teil der "kH" zerlegt, sie somit senkt und gleichzeitig dabei CO2 freisetzt.
Und damit sind wir dann schon bei den Risiken der Säurezugabe. Ist im Teich genügend "kH" vorhanden, führt die Zugabe von Säure zu einer Erhöhung des CO2-Gehaltes. Wer sich mit der Säurekanne an den Teich setzt und munter Säure reingießt, bis der pH-Wert auf dem Wunschniveau ist, erlebt unter Umständen in mehrfacher Hinsicht sein blaues Wunder. Auf der einen Seite läßt sich auf die Tour der CO2-Gehalt im Wasser innerhalb von Minuten auf fischtoxische Werte steigern. Auf der anderen Seite ist einen Tag später von der ach so tollen pH-Senkung nicht mehr viel übrig.
Die Säurezuabe senkt zwar die "kH" und führt kurzfristig zu einer Erhöhung des CO2-Gehaltes. Der CO2-Gehalt ist aber innerhalb weniger Stunden wieder dort, wo er vorher war. Entsprechend kann man nach einmaliger Säuredosierung zuschauen, wie der pH wieder steigt.
Etwas anders verhält es sich bei der Zugabe von organischen Säuren. Diese wirken im ersten Moment wie Salz- oder Schwefelsäure auch. -> pH runter und CO2 rauf. Da diese Säuren aber anschließend von Bakterien verspeist werden, entsteht dabei zusätzliches CO2 und die zuvor zerlegte "kH" ist nach der "Verdauung" der organischen Säure auch wieder da. Unter dem Strich füttert man also über die Zugabe organischer Säuren die Bakkis, läßt sie CO2 produzieren ohne in der Bilanz die "kH" zu reduzieren. Die Haken an der Geschichte sind die Reizung der Schleimhäute Eurer Fische, der O2-Bedarf bei der "Verdauung" der organischen Säuren durch die Bakkis und der Umstand, daß die einmalige Zugabe organischer Säuren unter dem Strich nur eine kurzfristige pH-Absenkung bringt. Ist die Säure "verdaut" und der CO2-Überschuß von Algen vernascht bzw. in die Atmosphäre verpufft, sind der pH-Wert, der CO2-Gehalt und die "kH"wieder dort, wo sie zuvor schon waren.
Fazit der Geschichte:
Die Zugabe von Säuren führt zuerst immer zu einer Verringerung der "kH" mit entsprechendem Anstieg des CO2-Gehaltes -> kann für die Fische böse enden, wenn unvorsichtig gemacht.
Wird soviel oder so schnell Säure dosiert, daß deren Neutralisation durch die "kH" nicht schnell genug ist, greifen diese Säuren die Schleimhäute der Fische an.
Die Zugabe von anorganischen Säuren (z.B. Salzsäure, Schwefelsäure) zerlegt die "kH" dauerhaft und reduziert so die "Pufferkapazität" des Wassers gegen den Einfluß von Säuren (Regenwasser mit SO2-Gehalt, Nitrifikation). Bei sauren pH-Werten braucht der Fisch jedoch die "kH", um seine eigene Säure-Basen-Regulation im Organismus zu organisieren und ein Absinken des Blut-pH-Wertes zu verhindern/kompensieren. -> niedriger pH und/oder hoher CO2-Gehalt + niedrige "kH" = Risiko für Fische ....
Die Zufuhr organischer Säuren (z.B. Zitronensäure, Essig, Ascorbinsäure ... )macht im ersten Moment nix anderes, als die anorgansicher Säuren. Unter dem Strich wirkt sie langfristig O2-zehrend und erhöht den CO2-Gehalt, ohne die "kH" netto abzusenken.
In der Regel fehlt dem durchschnittlichen Teichbesitzer das nötige Hitergrundwissen über die chemischen Zusammenhänge. Gleichzeitig sind die Messungen von "kH" und pH selbst mit hochwertigen Messgeräten/Test's extrem anfällig und oft mit Fehlern behaftet. Dennoch wird diese Methode immer mal wieder als die Lösung angepriesen. In meinen Augen nix anderes, als mit verbundenen Augen rückwärts in die Garage zu fahren ...